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Mühlgräben, Wege, Strom

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Durch unseren Ort wurden Betriebsgräben errichtet, die für die Mühlen und einigen Fabriken den Antrieb durch Wasserkraft lieferten. Die Gräben liefen teils offen, an manchen Stellen auch überdeckt bzw. auch überbaut. Die Ausnutzung der Wasserkraft war in der Entwicklung eine dringende Notwendigkeit.

Der erste Betriebsgraben entstand für die Mühle „Moritz Döhnel“. (Döhnel kam aus Cunersdorf und war vorher Pächter der „Katzenmühle). Der Beriebsgraben wurde von der Sehma abgeleitet, das Wehr war dort, wo die Sehma hinter dem GUT OL_6 eine Kurve nach links macht, der Graben lief gerade weiter zu Döhnel und dann parallel mit der Sehma zum Hammerwerk, später Stuhlfabrik Paul Krönert, jetzt Tischler-Genossenschaft unter die obere Brücke hindurch wieder in die Sehma.

Kurz darauf kam das Wehr zur Schnuren- und Posamentenfabrik Hermann Mann (Louis Lötzsch / Willy Süß) - Süß-Fabrik - dann wieder parallel zu Sehma bis zur scharfen Kurve nach links, in dieser Kurve stand das Wehr für die Mittlere Mühle mit Mahlwerk, Bäckerei und Sägewerk, der Graben ging parallel mit dem „Joachimsthaler-Steig“ und hinter den Häusern und durch die Gärten der Häuser OL_24G, 24F, 24C und erhöht am tiefer liegenden Schulhof zum Wasserrad der Mittleren Mühle,

sodann unter die Kurve der Bärensteiner Straße und gerade weiter zum Gelände der späteren Fabrikstraße (teils abgedeckt), bei Beginn dieses Geländes war neben dem Betriebsgrabens noch der Hof (Holzplatz) des Hauses OL_94 Heß, ab dem Garnveredelungswerk war der Graben in Zementrohre eingefaßt unter Fußsteig und Betriebsgelände gelegt (einschließlich der Fabrik „Steger & Weck“), am Ende dieser war das Wehr für die Untere Mühle (heute Wellpappenwerk) eingebaut,

dieses Wehr wurde aber schon längere Zeit nicht mehr benutzt (um 1970), weil dieses Werk nicht mehr mit Wasserkraft arbeitete. Der Betriebsgraben lief weiter parallel mit der Straße „Am Graben“. Im Hofe der Mühle lief das Wasser unter der Fabrik und der Staatsstraße in die Sehma (der alte Verlauf der Sehma machte hier einen Bogen bis an die Straße heran).

Zu der letzten Mühle (Laux-M./Bretschneider-M./Kunze-M.) war nochmals ein Wehr an der Sehma mit neuem Betriebsgraben parallel mit der Anfahrtstraße zur ehemaligen Mühle mit Bäckerei errichtet.

1910 erhielt unser Ort elektrischen Strom vom Elektrizitätswerk Annaberg, dieses stellte aber den Betrieb wieder ein und wir bekamen dann die Stromlieferung von Schwarzenberg. Die Stromlieferung von auswärts war eine Neuerung. Dadurch trat für die kleineren Betriebe eine Erleichterung ein. Nun brauchten diese nicht mehr eigene Lichtmaschienen. Und nach einiger Zeit verloren die Betriebsgräben ihre frühere Bedeutung. Nun brauchten diese Gräben keine Wartung mehr und wurden zugeschüttet.. Dadurch ist auch manche Hinderung weggefallen, aber auch neue entstanden, da manche Einleitung übersehen wurde.

Vor dieser Ortsstromleitung hatten wir eine Privatleitung von der Holzschleiferei Bretschneider im Oberdorfe bis zum Erbgericht in der Mitte des Ortes. Die Privatanschlüsse wurden später auf die Ortsleitung übernommen.

Mein Vater „Reinhard Riegel“ hatte im Geschäftshaus OL_22b, darin einen Schuhladen auf der Nordseite, dieser wurde zu klein, weil er Reparatur-Maschinen setzen wollte. Nun entschloß sich mein Vater 1907 zu einem Anbau für einen größeren Schuhladen und Reparatur-Maschinen-Raum auf der Südseite und dabei Verbindung mit der Turnhalle. Er bekam Genehmigungen zu Licht- und Kraftstromanschluß an die Privatleitung Bretschneider.

Eigentlich wollte er über diesen Anbau eine Wohnung mit errichten, aber dazu bekam er keine Genehmigung mit der Begründung, ein Gebäude-Zusammenbau sei nur in der Stadt erlaubt.

Aufzeichnungen G. Riegel

bearbeitet von pks