Baulicheseinzelne Gemeindevorstände |
Als 1887 die neue Schule fertig war, wurde der Gedanke erwogen, in die frei gewordene alte Kirchschule das Gemeindeamt einzurichten. Man änderte aber die Meinung, weil im Vordergrund der Bau eines neuen Pfarrhauses und einer neuen Kirche stand. In die frei gewordenen Schulräume wurde das Postamt als Zwischenlösung eingerichtet, weil dafür geeignete größere Räume geschafft werden mußten. Nachdem das neue Pfarrhaus erstellt war und bezogen werden konnte, wurde das alte Pfarrhaus hergerichtet als Gemeindeamt, ebenfalls als Zwischenlösung, weil damals die Paketbeförderung mit der Eisenbahn erfolgte und der Bahnhof auf dem Berge lag, außerdem mußten die Pakete mit Posthandwagen hochgefahren werden. Das erforderte viel Kraft und Zeitverbrauch und wurde zum Problem. Deshalb wurde 1907 auf der untersten, nördlichsten Bahnhofstraße ein neues Postamt gebaut. Danach konnten die vorübergehend für Postamts-Einrichtung und nun wieder freigewordenen Räume der alten Kirchschule nunmehr für die Gemeindeverwaltung verwendet werden. Ab 1898 kam ein hauptberuflicher neuer Gemeindevorstand „Heinrich Emil Feller“, er hat hier geheiratet und wohnte im alten Pfarrhaus. Es begann eine neue Zeit; aus dem Bauerdorf war ein Industrieort Sehma geworden. Der letzte ehrenamtliche Gemeindevorstand „Heinrich Louis Heß“ führet die Gemeinde. Der Gemeindevorstand Emil Feller kann aber nicht lange hier im Dienst gewesen sein, denn ab 1901 bis 1907/08 war hier Willy Böhme in Sehma als schaffender Gemeindevorstand tätig. Böhme wird hier auch im alten Pfarrhaus gewohnt haben, denn das war inzwischen frei geworden, aber noch nicht verkauft. Die ungenützten Räume werden inzwischen als Gemeindeamt eingerichtet worden sein, denn die vorgesehenen Räume im Haus OL_29 wurden noch als Posträume benutzt. Das neue Postamt in der Bahnhofstraße wurde erst 1907/08 bezugsfertig. Bis dahin werden die Räume als Gemeindeamt im alten Pfarrhaus OL_26 benutzt worden sein, bis die Verlegung nach Haus Ol_29 möglich war. Es wird auch mit der Wohnung des Geimeidevorstands Böhme so gewesen sein, sowie des Polizeidieners Emil Päßler, der ebenfalls im gleichen Hause wohnte. Ab 1898 wurde in Sehma die Sparkasse eröffnet. Ursprünglich sollte sie Zweigstelle einer anderen Sparkasse werden, aber durch Verhandlungen mit übergeordneten Stellen wurde die Selbständigkeit erreicht. Damals mußten Spargelder mündelsicher sein. Dabei war also die Vermögenslage der Gemeinde ausschlaggebend und es half dazu mit, daß die Gemeine Sehma 54 ha eigenen Wald hatte. Unter Gemeindevorstand Böhme wurde 1903/04 eine Wasserleitung geschaffen. In diesen Rohrgraben wurde gleichzeitig auch Gasleitung mitgelegt, und eine Gasanstalt gebaut. Anfangs hatten wir einen Gasbehälter für 600cbm, bald war der Gasverbrauch so gestiegen, daß nach wenigen Jahren ein zweiter für 1000cbm errichtet werden mußte. Die Nachbargemeinde Cranzahl schloß sich unserer Gasleitung als Großabnehmer an, an der Ortsgrenze vor Sägewerk „Robert Nestler“ in Cranzahl wurde unterirdisch eine Zählerstation eingebaut. Gemeindevorstand Willy Böhme ging 1908 als Bürgermeister nach Oberfrohna. Nach ihm kam Gemeindevorstand „Albert Laux“ aus Einsiedel (stammte aus Leipzig-Zwenkau). Dieser war ebenfalls schaffensfreudig. 1909 veranstaltete er hier eine Gewerbeausstellung mit den in Sehma hergestellten Erzeugnissen im Gasthof Oelmann auf dem Saal und im Hofgelände, auf diesem wurde ein Schuppen auf Zementsäulen als Schaustübl ausgestellt, und obendrin auch Ausstellungsgegenstände untergebracht. Dieser Schuppen hatte im Ausstellungsgelände Treppenaufgang, er steht heute noch am Wirtschaftsweg zum Nestler-Gut OL_15 und erhielt später von dort Eingang und wurde von Geflügelzüchtergruppe benutzt zur Aufbewahrung und Verteilung von Futtermitteln für die Mitglieder. Unter Gemeindevorstand „Albert Laux“ wurde ab 1911 die Girokasse eröffnet und der Sparkasse angeschlossen. Er richtete auch 1911 einen Kindergarten ein in der Mittelstraße im Haus OL_45B- Dieses Haus wurde bei Erweiterung des „Küttnerbetriebes“ (heute) abgebrochen. Erste Kindergärtnerin war Frln. Liddy Zimmer. Der Kindergarten wurde dann verlegt in das Haus OL_22C Schneidermeister „Siegfried Horn“ und danach in die Küttnerstiftung „Gemeindehaus OL_91K“ mit Feuerwehr, Freibank, Altersheim und KiGa. Albert Laux gründete auch 1911 den Bauverein in der Schlettauer Straße und ein Jahr vorher den Wintersportverein „Ski-Club Norweger“ und schaffte auf der ehemaligen Ochsenwiese einen Teich (für Eisbahn und Freibad, letzteres ist heute eine Parkanlage, vergleiche auch Bl.7 Abs.5). Laux war ein fortschrittlicher Führer der Gemeinde, auch Sportfreund, im Sommer das Freibad, im Winter für Schlittschuhläufer die Eisbahn, als skisportgelände die Felder des Nestler-Gutes OL_97, die „Talstraße“ und die „Christuskirche“ waren damals noch nicht gebaut, bis zur Eisbahn war freies Gelände. Noch vor Ende des 1.Weltkrieges war vorgesorgt worden, für die heimkehrenden Krieger eine Heimat-Arbeit zum Übergang in eine geordnete Verdienstmöglichkeit bereitzuhalten. Leider fand die Wirksamkeit des „Albert Laux“ zu zeitig ein Ende, er verstarb am 02. März 1919 nach kurzer Krankheit an Influenza im Alter von 40 Jahren, er wurde in seinem Arbeitszimmer aufgebart, am 05. März setzte sich von dort 11 Uhr der Trauerzug unter viel Beteiligung der Vereine und Einwohnerschaft in Bewegung zur Trauerfeier in der Kirche. Der Sarg wurde auf dem Altarplatz aufgestellt, wo nach der Ansprache des Pfarrers Führer die Abschiedsworte der Gemeindevertretung, der Beamtenschaft, des Schuldirektors Mahn und Vereinsvertreter gesprochen wurden. Am nächsten Tag erfolgte die Überführung zur Beerdigung in Einsiedel unter Glockengeläut. Am Ortsausgang bildete der Zug Spalier des Leichenwagens. Im Herbst des Jahres 1919 kam ein neuer Gemeindevorstand „Alfred Schneider“ von Deuben (jetzt Ortsteil von Freital). Bald zeigte sich, daß er dem Dorfe Sehma städtische Gedanken mitbrachte aus dem Stadtverkehr. Die Hauptstraße hier erschien ihm für den Verkehr zu eng. Sein Augenmerk lenkte er auf Verbesserung der Verkehrsmöglichkeit. Und dann bekam die Hauptstraße ein anderes Aussehen, indem die Fußsteige geschaffen wurden und der Fußgängerverkehr dorthin geleitet wurde. Wenn die Fahrstraße nur für den Fahrverkehr benutzt würde, träte für den gesamten Verkehr eine Übersichtlichkeit ein. Leider aber brachte die Straßenverbreiterung mit Hilfe der Fußsteige auch manchen Verdruß, weil den Hausbesitzern die Vorgärten verloren gingen. Viele Hausbewohner saßen nach der Arbeit gern in den Dämmerstunden vor dem Hause und erfreuten sich an den Blumen. An diese Entwicklungsnachteile mußte man sich natürlich erst gewöhnen. Gemeindevorstand Schneider war ein Freund der Feuerwehr, wegen ihres Dienstes aus Liebe in der Not für den Nächsten. Leider war er aber zeitig leidend geworden und verzog 1937 wieder in die Heimat. Dort verstarb er im Alter von ca. 54 Jahren. Die Beerdigung erfolgte auf dem Friedhof Potschnappel in Freital. Daran nahm eine Abordnung von Sehma teil mit „M. Weißflog“, „G. Riegel“ und einem Gemeindeältesten. |
Aufzeichnungen G. Riegel bearbeitet von pks |