Dr vertauschte Zessig
vom Grußvater aus dr Sehm |
Waar net egal sei Beschäftiging in dr freie Natur hot, ober aah a rachter Freind von de Singvugeln is, denkt er kaa gar net annersch, er muß siech en setten fidel’n gefiederten Singbruder zuleeng. Kaa anner Vögele eignet siech ober aah besser, als wie dr Zessig, dos war ne Gimpen-Ward sei Maaning. Su ball wie’s när Tog ward, is dr Zessig schie munter un läßt sei „Tietel, tietel, täätsch,” här’n. Ne letzten hatt’ dr Ward über zaah Gahr gehatt, bis er amol früh tut in Bäuerle log. |
Lang hot’n dr Ward in dr Hand behalten, de Zaahrn sei ne über de Backen goloffen, ehr er ne begroom hot. „Lang ka ich net uhne Zessig sei,” hot er zu seiner Alten gesaht, „wenn iech mit die paar Stück Kinnerkutschen-Franzen fartig bie (dr Ward war Posementier), gieh iech nooch Weipert un hul mr en neie.” Ne nächsten Montig hatt’ er siech off de Socken gemacht, un aah Gelück gehatt, doß er wieder asu enn kriegt hot nooch senn Geschmack. Kenn setten grußen un racht schie schlank, mit en kuhlschwarzen Kappel. Ar hot racht garn 60 Kreuzer drfür gegaam. |
Wie er nu off ne Hamwaag is, trifft er a paar Kolleeng, die rachter guter Laune war’n, aaner drvu, der dicke Robert, hatt’ der Woch zevor a Ambe-Solo¹ gemacht, die namme ne Ward mit nei zun „Gettel”. Do ging’s nu ne ganzen Noochmittig laabhaft zu, se war’n gerod a racht schie Quartett, un ne Ward, daar trotz seiner siebzig Gahr noch racht schie singe kunnt, hot’s tüchtig gefall’n, wuhl aah doshalm, weil er ’s Bier un ne Kümmel bezohlt hot kriegt. Ne Zessig hot er drweil in en geborgten Kaafig ben Gettel naus in dr Wuhnstub gehängt.
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Dos hatt’ dr Barg-Dolf bemarkt, daar egal sette lusting Straach in Kupp hatt’. Daar wußt’s schie ahzerichten, doß dr Ward für nachts net aham ging. Wie’s fort ging, hot er aah in Ahfang ze stemme gehatt, doß er net mit dr Aard in Berühring kam. Ben Gaber-Gust sei se noch amol eigekehrt, do wur’n arscht noch e paar Tallien² Haftmann getrunken. Wie er nu aham kam, hatt’ er när ze tue, doß er ’s Bäuerle mit’n Zessig hinnern Posamentierstuhl hänge kunnt un ze Bett kam. Wie er früh nu halbwaags ausgeschlofen hatt’, war sei erschter Gedank an neie Zessig. Er kunnt gar net geschwind sot in de Hus nei komme, su tat er sich drauf freie. Wie er ober in dr Stub nei kimmt, denkt er, a Aff beißt’n! Klingt’s do hinnern Posamentierstuhl afür: „Se, se, se; siiiii!” Wie er nu dan neie Zessig richtig ahsieht, sieht ersch halt, dos er en - Ammerlich³ - hatt’. Er hot mit ne Kopp geschüttelt un gesaht: „Iech weß doch ganz genau, doß iech en Zessig kaaft ho, an Haxerei gelaab iech aah net, do hot ne e setter guter Freind a Luder gemacht.” |
A paar Tog drauf brängt dr Grenz-Budenmaa a Kistel. Wie er’sch aufmacht, is sei gekaafter Zessig drinne; un a Zettel log drbei, wu drauf stand: „Lieber Freind Edeward! Do schick iech dir denn Zessig. Wenn ober dan Ammerich sei beschaadigter Flügel wieder richtig heel is, läßt’n naus un wenn du wieder amol off ne Vugelhannel gihst, kehrschte net asu lang ei. Grüßt dei Freind vun dr Grenz.” Do saht dr Ward: „Hul dich dr Teifel, du schiener Freind, von dir laß iech mich in Laam nimmer verasten!” |
1) Ambo-Solo is ein Gewinn in der östereichischen Lotterie, wobei der Einsatz 240mal vergütet wird |
Aus: „’s is fei kaa Lüg” Annaberg, Grafers Verlag 1911, Heft 28 |
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