Hintr dr Worschtbud
von E. Bauersachs
entnommen einer einzelnen Seite des
Erzgebirgischen Heimatblattes ” ohne Datum und Jahr
Wenn mr zun Vugglschießn gieht odr zun Gahrmark odr nauf off dr Annabergr Kaht,
is do net racht schie, wenn mer mol na an’r Bud tratn kah, wu’s Fischle
mit Sammel gibt odr warme Wärschtle. Do ward dos Zeig ge- leich in dr Hand neigenomme
un neigebissn, wie dr Aff in de Applesine. A mannichr brängt’s obr fei net fartig.
Heitzetog sei de märschtn Leit guttegar net drmiet eiver- standn, se sogn,
’s wär net vürnahm. När wenn dr Hunger ämol ganz grußmachtig is,
nochert gieht’s aa bei danne mit de Fingr. Obr, ’s darf’s kaa Mensch sahe.
Gerod, als hätt’n se wos waggetrogn un net bezohlt, su machn se sich mit ihrn
bissel Zeig drnoch aus’n Staab un fall’n innra vrstuhlne Eck dübrhar,
wie ä Wildr, bluß, doß se net drbei drwischt war’n.
Doß wär doch ’s gräßte Pach.
E sellichs Ugelick passieret vunne Gahr ne Direktr Kerner von Emalierwark.
Wie dos gruße Huchwassr war, do strö- metn doch ne Sunntig drauf de Menschn
wie de Bieneschwärm noch Erla un nauf noch dr Stadt, un aa de halbe Lautere war drbei.
Alle wolltn sich dos grußmachtige Ugelick besahe. Obr äsu leicht war dos fei net.
Kaa Bahn ging net, weils de Geläs’r waggeschwämmt hatt’, kaa Postauto,
un ze Fuß konnt mer sich när ganz langsam durch dos Menschngedräng
durchzwänge. Un war drinne war in dann Gewärch, dar kunnt äsu lächt net
wiedr raus. De Schänkn obr konntn noch käne Gäst gebrauchn, weil dr Schlamm
noch in de Stöbn log un überol raneviert warn mußt.
E ganz Gescheitr hatt dosdrhalm in dan lange Tol racht schie
bei dr Stroß drubn na ä Worschtbud aufgemacht, un de Leit
ruppetn ’s Zeig när äsu aus’n Händn.
Do machet aa dr Direkt’r Kerner mit seiner Fraa dort vrbei,
schnupperet mit dr Nos’, un ims Denk’n war aa schie dr Appetit do.
Ei, warme Wurst,” saht’r
ze seiner Alten, die aa setn grußn Hungr hat’, meinst du,
wir können’s riskieren?” Dr gunge Fraa warsch
drwagn net anerlaa. Obr ’s könnt doch net gefahrlich war’n,
mahnet se, wenn se ewingk hintr dr Worschtbud nimmtratn tätn, dos niemand merkt.
Do dränget sich dr Direk’r aa schie
na an dr Bud, hulet zwämol ä Viertel warme Worscht mit Sammel,
un alle beede machetn sich laut hintr dr Bud nimm, de Fraa vorne- wag.
Obr se war’n noch gar net ganz im de Eck, do gob se änn Quieckerts
un vun hintn har kam aa geleich noch esu ä Blökerts.
—
Dann häret mr hintr de Brattr ä gruß- machtigs Gelachtr un ä
herzliche Begrießing. ’s Ugelick war geschahe. De bestn Bekanntn
von dr Lautere, ihr könnt’s gelabn, dr Doktr Wästner un sei Fraa,
schtandn ausgerachnt hintr darer Bud un aa jeds änn Worschtzippl in Händn.
Se sprazetn de fetting Fingr aus, un dr Harr Doktr saht, wie ’r wiedr zu
Ver- stand komme war:
So etwas aber hätten wir doch nicht vermutet!”
Un dr Direktr Kerner mahnet dodrauf: Wir auch nicht!” Dr Hungr hatt
se abn naazammgeführt, n wie se alle fartig war’n mit dare warme Worscht,
wischetn se sich mit’n Taschentuch ihre ausgesprazten Fingr oh un konntn sich
net genug wunnern, dos die Asserei uhne Masser un Gabel äsu grußartig
gange war un ubndraufnauf noch bessr gewasn is, als dr schönnste Brotn.
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