Unn’r Wald
          


Mei Vot’r is e rachter Waldgieher gewasen, freilich när zer schenn Gahreszeit. Wenn dr Schnee weggetaat war, de Wiesen grü wurn un de erscht’n Blümle aus dr Ard geguckt kame, nort stellet er sich ans Fanster, machet en lange Hals nooch alln Seiten hie un ließ senne Aagn über ne Wald ze de Barg hiegieh. Dos dauret dann net meh lang un er war kenn Sunntigfrüh meh drham. Zeerscht bracht er uns vu senne Spaziergäng en Strauß vu Weidenkätzeln, später es erschte Grü vo Birken mit. Die erschten lichten Blatteln vu dane Baame sollten uns nooch en langen Winter uhne Blume unnere Stub wing freindlicher machen.

n noch e wing später, ich sah ne noch heit mit senn guten, lustigen Aagn vür mir, rief er gelei, wenn er zer Tür reitrot: „Heit bring ich eich ewos ganz Schienes miet”. Er packet vürsichtig aus en Papierl e klaa Zweigel vo en Schwarzbeerstraichel aus. Dos war ganz mit ruten Kugelblüten behängt. När e klaanes Zweigel war dos. Meh drvu ozeschneiden war ne Vot’r e Uracht, ene Utat an Wald gewasen. Nu tat’s drham blühe in en klann Vasel, un dos bracht ne Sommer in unnere Stub.

Lang brauchetn mir itze net meh ze warten, un dr Vot’r sat ze uns an en Sunnohmdnoochmittig: „Morgn derft ihr mit naus in Wald. Freilich müßt ihr zeitig aus de Fadern naus.” An Ufen stand schu geschmiertes Schuhwark, über ne Stuhl wag hinge Gackle un e warmer Schal. Draußen in de dammering Stroßen warsch noch still un naßkalt. Do dachten mir e mannigsmol an unner warmes Bett zerück, aus dan mir ausgeflugn warn. Je wetter mr oder aus ne Haisern nauskame, ümso mehr gefiel uns dr Wag in Wald naus. Hinner ne Schnackenbarg stieg dr rute Ball vu dr Sonn in dr Höh un wecket mit senn Licht de Vögele in ihm Nastern. De Amsel machet ihr Flötenkonzert of dr hächstn Spitz vu dr Dorflind. De Lerchen stiegn vür uns in dr Luft und trugn ihr Morgnlied ne Herrgott an Himmel nauf. Do fiel dos himmlische Licht aah in unner Kinnerherz nei un ließ uns ahne, doß hinner dan Licht e Vot’r fer alle Menschen wuhne mocht.

’uckt eich noch emol nooch ne Stadt’l um”, sat dr Vot’r ze uns. „Alle, alle verschlofen se die Stund, wu de Sonn aufgieht. Die brauchen dos viellecht net; wer oder de ganze Woch über in dr Fabrik an dr Maschin stiehe muß, der werd leicht staabig und dracket - aah innewendig. Wenn ich oder dos raane Sonnelicht saah un in mich eidringe loß, dann macht’s mich wieder frei vu dan ganzen Staab.”

Draußen an Waldrand, wu sich dr Bach aus ne Fichteln rausschlängeln tat, hinge noch de Naabel über de Wiesen. E Fuchs mit senne Gunge schlich an Wiesensaam ins Gefichtlich nei. Dan warsch wuhl gar net rächt, doß dr halle Tog ra war, der uns draußen in Wald su viel schiene Wunner bringe sollt.


Aus :  GLÜCKAUF,  anno 1989 N° 7


bearbeitet von pks