De Gardinewäsch’
          vun Erika Tamm


Gardine wolln sei! Wos gab da dos fer en Tralarich, wenn geder in annern sei Stub neigucken könnt. När nausgucken müßt mr schu könne, dä mr will oder aa net verpassen wos esu of dr Stroß rim passieret. Wos haaßt da do Neigierigkaat? Wos sich in menn Haisel tut gieht doch kenn ewos aa, wos draußen vür sich gieht is ewos ganz annersch. Gardine müssen sei! Se sei aa ewing is Visitenkärtel vu die Leit die drinne wuhne. Desdrwagn müssen die aa vu Zeit ze Zeit emol gewaschen warn.

emols, wie dr Maa noch labn tot, hoot dar mit senne Zigarrn de Stub eigenabelt un se wurn geschwinder drackit. Do war mr aa noch gelambriger. Do bie ich wie e Eichhärnel vu dr Letter of’n Sims un vo dortn of’n Fansterbratt balangsiert. Oder itze, mit de alten Knochen, gieht dos fei nimmer esu fix. Rogenomme sei die Vürhäng geschwind, gewaschen un getreicht aa. Mr hoot doch schließlich sei Waschmaschin (wenn ich do an mei salige Mutter denk, wie die sich hoot oplogn müssen!) - när dos Aufhänge, ihr Leit, dos hoot fei Problemer. Worüm hobn dä unnere Alten vür hunnert Gahrn när su huche Zimmer gebaut? Die Leit dozemol sei doch aa net alle Artisten un Trapezkünstler gewasen.

Ich dacht oder, frisch gewagt wär halb gewonne, mog komme wos do will. De Gardine müssen nauf! Ich häng mier also dan lange Schlampampel über dr Achsel un krabb’l de Letter nauf. Schu of dr fimften Spross ziehts mich mit en Ruck hinnerrücks wieder ro. In men Traasch hatt ich net Obacht gabn un war prompt of de Gardin gesappt. Itze dos Gehakel un Gefitz - und dos of en Baa! Lieber Gott, half mer när emol, när dos ane Mol, ben nächsten Gardineaufhänge hul iech men Gung! Langsam klatteret ich mit Gottvertraue wetter, dr Gardinestang entgegn. När wing dro festhaltn wenn mr sich könnt. Vier Händ müßt mr hobn, ane fer dr Letter, ane fer dr Gardinestang, ane fer dr Gardin un ane zen Eihakeln vu de klenn Rolln.

e alln Ugelück hoo ich’r när zwäe! När net aufgabn - de Zäh zesammebeißen un de Balngs halln. Wos e Gelück, doß de Letter net wackelt - oder net dra denken, doß se amende wackeln könnt! Wenn när die erschte Roll geleich neiging. Gerod hängt mir de Gardin vür de Aagn. Itze haaßt’s gut fischbern. Es is doch ben letzten Mol gegange, schließlich hoot mr sei Drfahring. De erschte Roll war drinne. När net ze laut gubeln. Itze geleich de zwäte hinnerhar un aufpassen, doß se net wieder retour komme. Geschwind de dritte un vierte Roll noochgeschubn. Itze merk ich schu - mei Arm werd lahm. Dos ganze biss’l Blut macht de Baa nunner. Gahling de fümfte un sechste drhinnerhar - itze gieht’s fei nimmer. Mit letzter Kraft wetter - de siebnte nei. Un dar Kriebel klemmt, se gieht net vür un net retour. Wos blebbt mier übrig, itze werd gezerrt un geruppt - mit’n anzign Erfolg, doß drei Rolln wieder vu dr Schien springe. Wenn när die Gardin net esu schwer wär. Ich maan, ben Onamme war se lechter gewasen - un do war doch dr Drack noch drinne!

ch namm en neie Alaaf, Wickel mir dan Vürhang, ze ener grußen Worscht gedreht, um ne Hals rüm un komm mier vür wie e indischer Fakir mit senner Schlang, Ich krabbel noch ene Spross hächer. Oder do stuß iech mit’n Kopp gegn de Deck. Wenn ich ne wing schief hall gieht’s schu. När itze net is Gleichgewicht verliern, sist drhäng iech mich vrlecht. Fümfe, sechse, siebene (of amol gieht dr Kriebel nei wie geschmiert!), achte, neine, zahne - itze marschiert’s. Elfe, zwölfe - wos is dä dos, krieg ich de Genickstarr vu dan ogeknickten Kopp. Fix de Letter e Stück’l ro un ne Kopp gerod gerückt. Ach, is dos ene Wuhltot; dos Genick kimmt wieder in dr Reih. Bluß, itze schläft dr linke Arm ei, mit dan ich die Rolln in dr Schien gehaltn hoo. Inu, du Ugelück, du grußmachtigs, soll dä alles vergabns gewasen sei? Fer en Aagnblick stieh ich freihändig of dr Letter, domiet ne dr rachte Arm olösen kaa. Ach, wos tut dos gut, wenn dos Blut wieder in de Fingerspitzen neischieß’n kaa. När net noochlossen! Geleich gieht’s wieder nauf - zen letzten Alaaf. Noch emol de Zäh zesammegebissen un net gewackelt! När hart bleibn gegn sich salber. Dreizn, verzn, fuchzn - nu wer sogt’s dä? Sachzn, sibzn, achtzn, itze flackt’s. De Gardin of menn Schultern werd lechter - ich drmachs noch emol. När net schwach warn, alte Maad! Itze när noch dos Arretierschreib’l adreh - ich hoo’s geschafft!

n bei all dan Glücksgefühl wär ich nort vür lauter Fraad um e Haar noch vu dr Letter geflugn. Drschrocken bie ich fei ganz gewaltig. Wie ich ohmds in Bett log hoo ich simpeliert, ob mr nu dr liebe Gott geholfen hoot oder net. Ben nächsten Mol werd ich bestimmt men Gung huln, dar kaa nort ne Part vun liebn Gott un vu menn Schutzengel übernamme!


Aus :  GLÜCKAUF,  anno 1991 N° 1


bearbeitet von pks