Zu den Eigenarten der erzgebirgischen Mundart gehört zweifellos
die Bedeutungsvielfalt einzelner Wörter, was dem Fremden
erhebliche Verständigungsschwierigkeiten bereitet.
Ich denke da z.B. an das Verb „schwarten” (eifrig lesen), das, als Substantiv verwendet, minderwertige Bücher bedeutet.
Beispiele: „Mußt de dä de halbe Nacht schwartn!” Und: „Leg die Schwart wag, laas e guts Buch!” Ein billiges Romanheft ist ein „Schwartl”.
„Schwartn” wird aber auch im Sinne von „schlagen, prügeln” angewandt und oft in „zuschwartn, draufschwartn” oder „hieschwartn” abgewandelt. Bei einer Schlägerei spricht man auch von einer „Schwarterei”.
„Hieschwartn” heißt aber nicht nur „hinschlagen”, sondern auch „hinfallen” bzw. „stürzen”. Beispiel: „Is war ze gelatt, do hot’s miech hiegeschwart’.”
Mit „Schwart” bezeichnet man auch die Haut. „Spackschwart” die im Sauerkraut ausgekocht wird und diesem Geschmack und Fett verleiht, ist bestens bekannt.
Einen dicken Mann bezeichnet man ebenfalls scherzhaft als „Spackschwart”.
Wenn einer angetrunken heimwärts wankt, heißt’s oft: „Daar is mit ner orntling Schwart hamkumme.”
„Schwartn” sind schließlich auch ein Abfallprodukt beim Schneiden von Brettern und Dielen im Sägewerk. In solch einem „Geschwart” soll sich nun ein Fremder zurechtfinden ein unmögliches Unterfangen!
Eine Quelle von Verwechslungen bildet auch das Adjektiv „laut” mit seiner Steigerungsform „lauter”. Das akustisch angewandte „laut” als Gegenteil von „leise” ist hochdeutsch und jedem geläufig. Sagt aber der Erzgebirger zu seinen Kindern: „Laaft endlich ewing lauter”, dann meint er nicht, sie sollen derber und hörbarer auftreten, sondern fordert sie zum schnelleren Gehen auf.
Und noch ein „lauter” gibt es, was im Hochdeutschen „rein” und „ungetrübt” bedeutet, in unserer Mundart jedoch „dünn” oder „dünnflüssig”. Die Gesinnung ist also lauter, bei uns drham is oder dr Hunig ze lauter. „Lauter” ist also im Erzgebirge keinesfalls „lauter” und noch lange nicht „lauter”.
Zum Schluß noch ein Hinweis für Mundartautoren, der die Präposition „mit” im idiomatischen Gebrauch betrifft: „Mit” wird nur dann zum gebirgischen „miet”, wenn die Betonung darauf liegt. In jedem anderen unbetonten Fall bleibt es auch in unserer Mundart beim hochdeutschen „mit”. Das wird oft verwechselt.
Beispiele: „Wenn de noch e klaa bissl wartn kast, gieh iech gelei miet (Betonung liegt auf „mitgehen”).”
Oder: „Iech will mit meiner Fraa allaa sei (Betonung liegt auf „mit meiner Frau”).” Keinesfalls darf es aber heißen „miet meiner Fraa”!
Weiteres Beispiel: „Iech fahr in dein’ Auto miet.” Betont ist „mit”. Aber: „Iech fahr mit dein’ Auto!” Betont wird „Auto”.
Das nur zur Klarstellung.
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