A gefaahrliche Rusch’l
          vun Edwin Behrenz


Druhm in Stambich, wu dr Staabargwaag mit ner scharfen Kar in de Dorfstroß eibiegt un mit ner grußen Steiging nooch’n Staabarggut nausgieht, stieht links d’r Gasthuf ”Sechs Linden”  un rachts ’n Schneider-Alwin sei Heis’l.

’s stieht gerod an d’r schäfsten Kar, un de Fanster in dan Heis’l sei net gar asu huch übern Aardbuden ahgebracht. Wenn gu amol a racht’r streng’r Winter war un a Hauf’n Schnee log, do war zwischen dr Schneedeck un ’n Fanstersims gar kaa Unnerschied.

Dr Winter 1907 war nu su aaner,  wu’s ’n Alwin ball eigeschneit hätt’. An Staabargwaag war a Laam wie in Summer.  A Rusch’l war wie noch kaane zevur.

Kaa Wunner,  wenn de Stamb’cher alle dot’n sträßig warn un ihr Mütel kühlt’n.  A Geteebs wur drbei gemacht wie off dr Annebarger „Kat”.  ’s war ober aah ne rachte Lust,  ’n Staabargwaag reizeruschln. Wenn mr drauß’n benn Gut ahfing, do schlenkert’s enn ’n Ding rei,  doß mer dacht,  de alle Kaashitsch müßt ihr’n Geist aufgaam.
     Amol kunnt ober aah de Ruschelei fürn Schneider-Alwin racht gefaahrlich waarn.

’s war su üme Mitt’g rüm. Dr Alwin soß mit senn Heif’l Kinnern an gruß’n Tisch un hot en Hauf’n Aardäpp’ln braat geschütt’.  Aar ließ sich’s aus ’n Quark un aus ’n Griefentipp’l racht gut schmecken un brummet drbei aweng für sich hie, waang dan Teebs,  dan de Kinn’r draußen macheten.

Waahrend daare Zeit mach’tn a Haard’l verwungne Gunge mit en klenn Handschliet’l uhne Dechs’l  ’n Staabargwaag naus un fange drauß’n benn Gut ah ze rusch’ln.  —  Lus gang de Fuhr!  Ei du gerach’r Schibuk!  —  bracht’s ober dan Handschliet’n mit de Gunge n Ding rei getriefelt!  —  Mer kunnt ball net asu geschwind saahe!

„Aus!  —  Auuus!!”  schriern de Gunge, doß se gu an dr Kar hinne niemand übern Haufen ruscheln täten.
     Weil de Fuhr’ ober gar asu verwörrt ahgebrescht kam, ward doch ’s Ugelück geschaahe!

De ludersch Gunge kriegeten de Kar net rauß un rusch’lt’n benn Schneider-Alwin gerod zun Fanster nei.  ’s Fanst’rkreiz war geleich mitkumme.  Dr Schliet’n sauset mitt’n übern Tisch dorng Aardäpp’lhaufen un schmiß all’s auseinann’r!

Dr zrbrochene Schliet’n, dr Tisch, de Aardäpp’ln, dr Quarktopp, ’s Griefentüpp’l, dr Schneider-Alwin mit senn Kinnern,  de Gunge mit ’n zerbrochene Fansterkreiz  —  alles log wie Kraut un Rüb’n in dr Stub rüm.

Dos gang all’s asu geschwind,  daß mer’sch gar net asu fix drzehln ka!  ’n Alwin sei Fraa hatt’ en grußen Bläkersch geta un hatt’ für lauter Schrack a Schock Narven kriegt.
     Passieret war ober asu niemand awos, när a fenk’l Fanst’rglos war in Quark neigerot’n.

Wie se sich alle vun erschten Schrack drhult hatten, wur alles a fenk’l zammgereimt un dr Alwin packet de Gunge benn Schlowitt’l ah un haaet se mitzamsten zerbrochene Schliet’n zun Tampel naus!  —  ’s zerbrochene Fanst’r sei se amende heit noch benn Tischler schillig.

Aus :  Kalender für Sachsen,  anno 1928


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