Prost Neigahr
          vun Hermann Lötsch



u sei zwölf Monat schu vergange, daß aah a neies Gahr ahfing; wie do de Glocken alle klange, un wie enn dos ze Harzen ging! Mer dacht,  es wür nu alles schenner, mer wür nu glücklich guttegar, un alles Elend wür nu klenner — ’s war nischt dermiet. — — Na prost Neigahr!



er sooch de Leit su innig baaten un dacht,  die würn nu besser waarn, net suviel meh im Wertshaus traaten un öfter sich zor Körch neischaarn, ’s wür kaaner annre meh beschummeln, ’s gäb när noch gute Ehepaar, de Leit wür’n arbt’n un net bummeln — ’s is net su wur’n! — — Na prost Neigahr!



er dacht,  kaa Mensch wür sich meh streiten, se würn sich alle racht vertroong un kaans dos annre meh beneiden, kaa Mensch a uhracht wörtel soong. De Völker würn sich gut verstiehe, kann Krieg gäb’s meh,  kaa Kriegsgefahr, mer braucht ken Saabel meh ze ziehe — Aah dos kam net! — — Prost Neigahr!



rüm wölln mer net ze viel derhoffen vun Neie Gahr,  wos nu beginnt; doch weil heit alle Harzen offen für a gut Wort,  sog iechs geschwind: A geder mög’s mit sich versuchen, mög fleißig sei un gut un wahr, dann ward’s aah annersch,  könnt drauf puchen, dann ward’s aah besser! — — Prost Neigahr!


Aus :  Neie Ardäpp, anno 1920


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