Der Sohn eines Schmiedes als Schuldirektor
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Richard Arthur Lißner wurde am 12. März 1876 in Niederhermersdorf als erstes Kind des Schmiedemeisters Karl Eduard Bernhard Lißner und dessen Ehefrau Amalie Friederike, geborene Berthold, geboren. Bis 1884 folgten ihm noch fünf Geschwister. Niederhermersdorf lag südöstlich von Chemnitz. Mit seinem Nachbarort Oberhermersdorf vereinigten es sich 1934 zu Adelsberg, das 1950 zum Stadtteil von Chemnitz wurde. Die Kirche für beide Orte stand in Oberhermersdorf.
Arthur Lißners Vater Bernhard war aus Einsiedel zugezogen und hatte am 29. Januar 1875 die Schmiede in Niederhermersdorf, heute Adelsbergstraße 219, von seinem Vorgänger Johann Gotthold Ulm übernommen.
Arthur Lißner besuchte ab 1882 die alte Dorfschule und, nach deren Fertigstellung, noch zwei Jahre die neue Volksschule in Niederhermersdorf. Im Jahre 1890 gehörte er zu den 55 Konfirmanden der Kirchgemeinde. Nach der Volksschulzeit begann er eine Ausbildung am 1872 gegründeten Lehrerseminar in Schneeberg.
Seit Ende des 18. Jahrhunderts öffneten in Sachsen staatlich finanzierte Seminare für Lehrer. Vorher waren geeignete Knaben zu einem „Schulmeister” in die Lehre gegangen.
Das Seminargesetz vom 22. August 1876 ordnete die Lehrerseminare in Sachsen dem höheren Schulwesen zu. Befähigte Knaben, die acht Jahre die Volksschule besucht hatten, erhielten in sechs Schuljahren bei unentgeltlichem Unterricht eine Ausbildung zum Volksschullehrer. Nach den ersten vier Jahren seminaristischer Ausbildung legten sie eine Schulamtskandidatenprüfung ab und konnten als „Hilfslehrer”, auch „Lehrerseminarist” oder „Vikar” genannt, eingesetzt werden.
Eine nach weiteren zwei Jahren abzulegende Wahlfähigkeitsprüfung berechtigte zur festen Anstellung, sicherte diese aber noch nicht. In Sachsen bestand damit für Lehrer die deutschlandweit längste Ausbildung.
Bis Anfang des 20. Jahrhunderts wurden in Sachsen 23 solcher Lehrerseminare eröffnet. In unserer weiteren Umgebung erfolgte das zum Beispiel 1797 in Freiberg, 1842 in Annaberg, 1844 in Waldenburg, 1856 in Nossen, 1869 in Zschopau, 1895 in Rochlitz sowie 1903 in Stollberg und Frankenberg.
Einige Jahre später bestimmte am 8. April 1922 ein Reichsgesetz den schrittweisen Abbau der Seminare. Die Ausbildung der Lehrer in Sachsen übernahmen fortan die Pädagogischen Institute der Hochschulen in Dresden und Leipzig.
Nach seiner 1895 bestandenen Schulamtskandidatenprüfung ging Arthur Lißner als Lehrerseminarist nach Gornsdorf. In diesem Dorf war am 20. April 1881 dem Strumpfwirker Karl Gottlieb Uhlig und seiner Ehefrau Christiane Therese eine Tochter namens Anna Marie geboren worden. Nach dem frühen Tod der Eltern wurde sie im Alter von zwölf Jahren von dem in Gornsdorf wirkenden Kirchschullehrer Friedrich Ottomar Kitzler und seiner Ehefrau Auguste Emilie, geborene Bleyl, adoptiert.
Während der zweijährigen Fortsetzung seiner Ausbildung in Gornsdorf hat Arthur Lißner mit Marie Kitzler seine künftige Ehefrau und mit dem ihm in der alten Dorfschule vorgesetzten Kirchschullehrer Kitzler seinen künftigen Schwiegervater kennengelernt.
Zu Ostern 1897 wurde Arthur Lißner in Wittgensdorf an der erst 1889 errichteten mittleren und einfachen Volksschule als Hilfslehrer angestellt. Dort befand er sich im Kreis eines jungen Kollegiums.
Eine Unterbrechung der Lehrtätigkeit ergab sich vom 31. Juli bis zum 8. Oktober 1897 durch seine Militärausbildung, die er in der Lehrerkompanie des Infanterie-Regiments Nr. 103 in Bautzen absolvierte.
Der Wittgensdorfer Schuldirektor Karl Hermann Wienold stellt ihm im Juni 1899 ein ausgezeichnetes Zeugnis aus. Darin schreibt Wienold über Arthur Lißner: „Seine allseitige Befähigung, Einsicht, Strebsamkeit und Energie machen ihn für alle Fächer und Klassen geeignet.”
Seine nächste Lehrtätigkeit nahm Lißner im Jahre 1900 zunächst als provisorischer Lehrer und ab 1902 als ständiger Lehrer an der 12. Bürgerschule in Leipzig-Lindenau auf. Lindenau war erst 1891 als damals größtes Dorf Sachsens mit mehr als 25.000 Einwohnern nach Leipzig eingemeindet worden. Die 12. Bürgerschule, ab Mitte der 1920er Jahre als 44. Leipziger Schule bezeichnet, war damals die größte Schule der Stadt.
In die Zeit der Lindenauer Lehrtätigkeit fiel die in der Oberhermersdorfer Kirche am 30. September 1903 vollzogene Trauung mit seiner Verlobten Marie Kitzler. In Leipzig-Lindenau wurde am 16. September 1907 ihr gemeinsamer Sohn Friedrich Arthur Hilmar geboren.
Im April 1909 wurde Arthur Lißner in Sehma als Schuldirektor verpflichtet. Dieses Amt war hier gerade neu geschaffen worden, denn bis dahin war der Kirchschullehrer Richard Arthur Müller Schulleiter gewesen. An der Schule wurden damals etwa 550 Schüler unterrichtet. Zum Kollegium gehörten sechs Lehrer und ein Hilfslehrer.
An etwas kleineren Schulen, wie den beiden in Nieder- und Oberhermersdorf, wirkten Oberlehrer als deren Leiter, so Hugo Pöschmann in Niederhermersdorf über die lange Zeit von 43 Jahren.
Im Februar 1912 nahmen die Ereignisse um den Schuldirektor Arthur Lißner eine jähe Wendung. Am 12. Februar war er nicht in der Schule erschienen. Er wurde als vermisst gemeldet und erste Befürchtungen machten sich breit.
So schrieb das „Chemnitzer Tageblatt”, „daß er sich in einer Annaberger Waffenhandlung einen Revolver gekauft hat, weshalb befürchtet wird, daß er sich ein Leid angetan hat”. Die örtlichen Zeitungen berichteten von „vorgenommenen Absuchungen in den hiesigen Waldungen usw.”
Am 17. Februar schreibt die gleiche Zeitung: „Schuldirektor Lißner, der, wie gemeldet, vermißt wird, hat Selbstmord begangen. Er wurde gestern im Buchholzer Stadtwald mit je einer Schußwunde in Brust und Kopf tot aufgefunden. Neben ihm lag ein noch mit 4 Patronen geladener Revolver”. Gefunden hatte ihn der Sehmaer Gemeindevorsteher Laux, der an der Suche beteiligt war.
Die „Obererzgebirgische Zeitung - Tageblatt und Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschaft Annaberg und Generalanzeiger für das gesamte Obererzgebirge” gibt am 16. Februar den Fundort genauer an: „Die Auffindungsstelle liegt in Abteilung 13 des Buchholzer Stadtforstes, in dem Waldteile von Neuamerika nach Walthersdorf bzw. Sehma zu.”
Vom tragischen Tod des erst im 36. Lebensjahr stehenden Schuldirektors Lißner berichteten zahlreiche Tageszeitungen. Sogar aus einem Berliner Blatt liegt eine Notiz darüber vor. Die „Obererzgebirgische Zeitung” teilte am 20. Februar 1912 hinsichtlich der Gründe für den Selbstmord Lißners mit: „Direktor Lißner wurde in seiner Schule ein Diebstahl gemeldet, der, wie ihm gesagt wurde, von einem Schulkinde verübt sein sollte. Er nahm, um den Diebstahl festzustellen, nun eine Durchsuchung der einzelnen Schüler und Schülerinnen vor.
Von diesem Vorfall erhielt der Berichterstatter eines sozialdemokratischen Blattes Kenntnis. Dieser erzählte die Angelegenheit weiter und soll die Bemerkung daran geknüpft haben, daß er die Sache in die Öffentlichkeit bringen wolle.
Ausdrücklich sei bemerkt, daß Direktor Lißner bei dem weitaus größten Teil der Bevölkerung geachtet und beliebt war und sich bei der erwähnten Untersuchung unter den Schulkindern eine Ungehörigkeit, wie sie in den mißgünstigen Äußerungen behauptet worden ist, nicht im geringsten hat zuschulden kommen lassen.”
Die Beisetzung des so plötzlich aus dem Leben geschiedenen Schuldirektors fand am Sonnabend, den 17. Februar 1912 nachmittags in seiner Heimat statt. Ausführlich berichtete die „Obererzgebirgische Zeitung” über die Feierlichkeiten in Oberhermersdorf. „Von überall strömten Menschen zu, die den lieben Heimgegangenen zur letzten Ruhestatt begleiten und damit ihre Verehrung für ihn bekunden wollten. Bald bewegte sich ein langer Zug von Verwandten und Bekannten, Freunden, Berufs- und Altersgenossen [von Niederhermersdorf ausgehend] dem Friedhofe von Oberhermersdorf zu, wo der mit den herrlichsten Blumen, Kränzen, und Palmen geschmückte Sarg der kühlen Erde übergeben wurde.
„Tieferschüttert sprach am Grabe Herr Pfarrer Führer aus Sehma. In herzlichen Worten hob er die Verdienste des lieben Verblichenen hervor. In wirklich christlicher Nächstenliebe und aufrichtigen Herzens tröstete er alle die das Grab Umstehenden.” Der 46-jährige Pfarrer Ernst Führer war mit großem Rückhalt der Sehmaer Gemeinde zur Beerdigung Lißners nach Oberhermersdorf gekommen. Er hatte bereits seit 1897 die Sehmaer Pfarrstelle inne und blieb bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1931 dort im Amt.
Die große Anteilnahme am Tod Lißners und die Verehrung des Verstorbenen äußerte sich ungeachtet eines ausgerechnet am Tag des Begräbnisses auf der Titelseite der „Chemnitzer Neueste Nachrichten” im Namen des evangelischen lutherischen Landeskonsistoriums veröffentlichten Artikels, laut dem dieses „eine ernste Warnung vor der schweren Sünde des freventlichen Selbstmordes erläßt”.
Darin steht unter anderem geschrieben: „Es erscheint als Pflicht der Kirche, vor dieser schweren Sünde in außerordentlicher Weise zu warnen. Es ist als ein solcher Appell in Aussicht an alle Glieder unserer Landeskirche für den ersten Bußtag dieses Jahres [das war damals der Aschermittwoch, der in die folgende Woche fiel] genommen. Die Predigttexte sind entsprechend ausgewählt.” Angefügt war eine Statistik, die den Anstieg der Selbstmordzahlen in Sachsen in den letzten Jahren aufzeigte.
Im Oberhermersdorfer Kirchenbuch fügte Pfarrer Vogel dem Bestattungseintrag bei der Angabe der Todesursache „Selbstmord durch Schuß in Brust und Kopf” eine Anmerkung hinzu: „Unbegründete Anschuldigungen und Verdächtigungen seitens der roten Partei in Sehma”.
In der Chemnitzer „Allgemeinen Zeitung” wurde am Dienstag, den 20. Februar unter der Überschrift „Zur Ruhe gebettet” eine Mitteilung aus Niederhermersdorf über die „Trauerfeier für den in so tragischer Weise aus dem Leben geschiedenen Schuldirektor Lißner aus Sehma” veröffentlicht.
„Am Tage des Begräbnisses des Herrn Direktors Lißner, das in Oberhermersdorf bei Chemnitz stattfand, versammelten sich in Sehma die Lehrer und Schüler der dortigen Schule, um des verstorbenen Lehrers zu gedenken, dessen Ableben Lehrerschaft wie Schüler in gleicher Weise in tiefste Trauer versetzte”.
Leider verlief die Trauerfeier in Oberhermersdorf nicht ganz in ebensolcher Weise. Am Sonnabend nachmittag 4 Uhr wurde der Leichnam des Schuldirektors Lißner unter zahlreicher Beteiligung zu Ruhe gebettet. Herr Pastor Führer aus Sehma hielt am Grabe eine tiefempfundene Gebetsrede, die fast alle Anwesenden zu Tränen rührte. Bei der Beerdigung erregte das Verhalten des anwesenden Ortsgeistlichen einiges Befremden.
Dieser stützte freilich, wie betont sei, seine Haltung auf bestehende Lokalbestimmungen. Nicht genug, daß den braven bedauernswerten Eltern des Heimgegangenen versagt wurde, ein Erbbegräbnis zu errichten, auch der Gesang des Kinderchores am Hause mußte unterbleiben und einem der Herren, einem Studienfreunde, der dem Verstorbenen ein längeres Abschiedswort widmen wollte, wurde dieses untersagt.
Und dabei war der Vater des Verblichenen drei Jahrzehnte Kirchenvorstandsmitglied der Kirchgemeinde! Selbstverständlich mußte die Trauerfeier dadurch an Würde leiden und eine Befangenheit der beorderten Sprecher trat ein.
Wenn der kalte Paragraph am offenen Grabe das Wort hat, dann freilich muß die Stimme des Herzens schweigen. Man möge doch mit jenen veralteten ‚Lokalbestimmungen’ aufräumen und es lediglich dem Takt des betreffenden Ortsgeistlichen überlassen, zu tun und zu handeln, wie es ihnen angebracht erscheint.”
Der Chemnitzer Superintendent Leberecht Jentsch übersandte einen Zeitungsausschnitt mit diesem Artikel, dessen Autor er in der Lehrerschaft vermutete, noch am Tag der Veröffentlichung an Pfarrer Vogel mit einigen Zeilen und folgender Aufforderung: „Da nicht ausgeschlossen ist, daß die Sache in der Presse breitgetreten wird, ersuche ich Sie um einen eingehenden Bericht, damit ich in der Lage bin, falls nötig zu berichtigen.”
Noch am gleichen Tag antwortete Pfarrer Vogel dem Superintendenten. Er beginnt seinen Brief mit der Frage „Was sagen Sie dazu?” und fährt fort „Ich möchte Ihnen hierzu Aufklärung geben.
1. Erbbegräbnis habe ich nicht verweigert, sondern ‚gelöste‘ Grabstelle.
2. Die Schule mit ‚Kreuz‘ ist bis an die Grenze von Oberhermersdorf entgegen gegangen und hat am Grab Lied 659 Vers 1 und 3 gesungen.
3. Ich selbst, so leid es mir tat, mußte auf ein Trostwort am Grabe für die Angehörigen verzichten, laut § 30, habe aber nach dem Gebet persönlich meine innigste Anteilnahme ausgesprochen.
Das alles genügte allerdings den Herren Lehrern, davon eine große Anzahl zugegen waren, nicht. Nur möglichst prunkvoll alles, vor allem dem Gemüt sein Recht geben, ja, ja nicht dem evangelischen Glauben! Auch Amtsbruder Führer hat m. E. viel zu wenig den Ernst dieser Tat betont. Solche Amtsbrüder freilich stehen hoch im Ansehen der Welt, aber … Was soll ich tun? Schweigen?”
Warum er die singenden Schüler nur bis zur Gemeindegrenze und nicht noch die wenigen Meter bis zum Trauerhaus gehen ließ, begründete er nicht. Auch den Grund für die Verweigerung des Abschiedswortes am Grab durch den Studienfreund nannte er nicht. Ebenso ist der Grund für die Verweigerung einer gelösten Grabstelle nicht nachvollziehbar. Ob diese Antwort dem Superintendenten genügend Aufklärung bedeutete, ist schwer einzuschätzen. Dem Verfasser des anklagenden Zeitungsartikels hätte sie bestimmt nicht genügt.
Gerade erst in den wenigen Jahren seit der Jahrhundertwende hatten alle evangelischen Landeskirchen Deutschlands Regelungen abgeschafft, die Selbstmördern ein kirchliches Begräbnis versagten. Damit wurde die Praxis endgültig abgeschafft, Selbstmörder außerhalb der Friedhofsmauer in ungeweihter Erde zu begraben. In der evangelischen Kirche blieb es klar bei der Verurteilung der Tat, aber die Verurteilung des Täters wurde im Grunde ausgeschlossen. Pfarrer Ernst Führer hatte sich offenbar schon dem neuen Standpunkt angeschlossen, während der Oberhermersdorfer Pfarrer Guido Vogel noch mehr dem alten Denken verhaftet war.
An dieser Stelle sei auf den Nachruf des Lehrers Kurt Weigel zurückgekommen, dessen Vortrag von Pfarrer Vogel verhindert wurde.
Der aus Zwickau angereiste Lehrer wollte am offenen Grab Lißners im Namen der damaligen Klassenkameraden im Seminar Schneeberg sprechen. Sein Gedenken galt mit Lißner dem bereits dritten Verstorbenen aus der ehemaligen Klasse, jenem Freund „mit dessen Tod uns das Schicksal ein Rätsel an die Hand gibt”. Weiter wollte er erinnern „Mit viel Hoffnung und freudiger Erwartung sind wir einst eingetreten ins berufliche Leben! Du warst die ganze Hoffnung liebender Eltern.” Auf den viereinhalbjährigen Sohn der Lißners bezogen: „Wir können uns denken, wie später der heranwachsende Knabe seine ganze Hoffnung auf den geliebten Vater gesetzt haben würde! Soviel Hoffen ist nun mit einem Schlage vernichtet.” Die nicht gehaltene Grabrede schloss mit den Worten „Du sollst uns unvergessen bleiben!”
In Sehma wurde auch außerhalb der Schule in den folgenden Tagen bei Zusammenkünften und Versammlungen verschiedener Gruppierungen ehrfurchtsvoll des vorher aktiv mitwirkenden Arthur Lißner gedacht. Das betraf beispielsweise den Evangelischen Arbeiterverein, den Militärverein und den Turnverein. Auch der in Annaberg tagende Bezirkslehrerverein gedachte bei der Anwesenheit von 112 Teilnehmern „des tragischen Heimganges seines Mitgliedes und dem erschütternden Abschluß seines blühenden Lebens.”
Nachdem durch Lißners Tod die Direktorenstelle an der Sehmaer Schule freigeworden war, gingen auf eine Ausschreibung 68 Bewerbungen ein. Drei Bewerber wurden zur Schulprobe eingeladen, von denen der Lehrer Friedrich Mahn zum neuen Direktor gewählt wurde. Arthur Lißners Sohn Hilmar erfüllte das Vermächtnis seines Vaters. Er wurde ebenfalls Lehrer und übte diesen Beruf in Annaberg-Buchholz bis zum Eintritt in den Ruhestand aus.
Abschließend soll dem Kreis der hier Beteiligten eine Person aus unserer Zeit hinzugefügt werden. Ein Enkel des damaligen Sehmaer Pfarrers Ernst Führer, Sohn von dessen zweitgeborenem Sohn Ernst, war der im vergangenen Jahr verstorbene Leipziger Pfarrer Christian Führer. Christian Führer war im Pfarrhaus in Langenleuba-Oberhain aufgewachsen, studierte wie sein Vater und Großvater Theologie und trat 1980 die Pfarrstelle in St. Nikolai in Leipzig an. Er machte ab Februar 1988 die Nikolaikirche zum „Haus der Hoffnung”, indem er zu Friedensgebeten einlud. Seiner Einladung folgten anfangs 600 Menschen und bald immer mehr. Die Friedliche Revolution in der DDR nahm aus dieser Kirche ihren Anfang.
Volkmar Beger, Chemnitz-Adelsberg
Bilderherkunft: Der Abdruck erfolgte mit freundlicher Genehmigung der Heimat- und Stadtteilzeitung „Adelsberger”, welcher in der 39. Ausgabe vom Mai/Juni 2015 erschien. Ein Abdruck erfolgte auch im „Sehmataler Heimatblatt” im August 2015 |
bearbeitet von pks |