Dr Weiserfried als Balkentraater
vun Max Wenzel
Dr Weiserfried war ahgestellt bei dr Kerch. Un e schie bissl Arbet war dos! —
Schie, doß ar net de ganze Woch ze arb’n brauchet, warne racht noch senn Sinn;
när an Sunntig virmittig un höchstens emol in dr Woch, wenn e Leich war.
Un war tat dä wetter starb’n in Grumbich? Gruße Leit ball gar net,
när ab un zu e alt’s Kind, un do brauchet dr Weiserfried aah net derbei sei.
inst oder konnt dr Kanter nischt machen, wenn dr Fried net halfen tat. Dr
Weiserfried war namlich dr Balkentrater, un ar kunnt sei Geschäft grußartig
verrichten. Früher, bein alten Kanter war’sch noch schönner gewasen.
Daar soch drauf, daß e jeds in dr Kirch sei Schlofstündel genießen kunnt
un spielet immer sette racht schiene, sanfte Stückn, zug aah net esu viel Register raus,
daß när niemand gestärt wur. Ar dacht aah, bei dan lauten Spiel’n
könnt emol de alte Orgel of Stückn giehe.
Nu war oder seit verz’n Tog dr neie Kanter ahgetraten. Bei dan wur’sch annersch.
Daar flacket nei in de Orgel, daß mer kunnt denken, er wolt zun güngsten Tog blosen.
De alten Weiber kame schie net mehr garn in de Kerch; un de alte Waberrickel hatt’s schie gesaht:
„Dos is itze e Ugelik für e Alts’ mer kimmt net meh zu en Nickerts,
drham blöcken de Kinner un in dr Kerch rasaunt dr Kanter of dr Orgel rüm!”
Am meisten kunnt’s oder ne Weiserfried verdrießen. Wie schie war dos früher gewaasen!
Er rachet sei Pfeifl bei dr Arbet, un wenn’s emol ausgange war — ben alten Kanter ging
net esu viel Luft drauf — do konnt ar sich sei Pfeifl wieder stoppen un wieder ahzünden
un de Balken war’n immer noch net in dr Höh.
Oder itze, net drehe un wenden kunnt ar sich. Kaum war dr aane Balken runner, do schnappet ar aah
schie wieder in dr Höh; dr Weiserfried konnt net schnell genug rauf un runner renne.
Dos krieget ar natürlich ball sot.
Nu warsch emol an en Sunntig. Dr Kanter hot sich wieder sei Gut’s geta un dr Weiserfried
war schie ganz außer Oden. Se war’n nu glücklich bis zun Gelaam ¹) komme, un de ganze
Gemeind sang ahdachtig miet. Of emol tat de Orgel en Pfeiferts un häret auf,
mitten in zweeten Vaarsch. Alle Leit war’n derschrocken un gucketen nauf ofn Chor.
Dr Kanter krieget en ruten Kopp, dr Paster gucket zur Sackristeitür rei, wos lus wär,
un de Waaberrickel saht zur Schmiedgustel: „Daß Gott erbarm, itze hot ar de Orgel
ümgebracht!”
Dr Kanter wußt sich oder ze halfen. Su lau wie ar kunnt, sang ar weiter,
un de Gunge ofn Chor halfen aah miet, un esu ging’s e paar Zeil’n wetter.
Ne Weiserfried war benn Traaten de Pfeif ausgange, un uhne Dampf ging’s doch net,
un dodrbei war’n de Balken alle beede naufgerutscht, un dr Wind war ausgange.
Nu hat dr Fried sei Pfeif wieder in Schuß, un do besann ar sich aah wieder of seine Bälg
un drücket se runner. Dr Kanter hat oder drüb’r vergassen,
seine Baa wagzenamme von die Dinger, wu mit de Füßgespielt ward,
un wie nu wieder Luft wur, ratzet’s esu, daß de Leit noch emol vir Schrack
zesammefuhr’n un dr Kanter de ruten Uhr’n net lus wur.
Na der Scham ging vorbei, un ’s ging wetter bis zor Predigt.
Do machet sich mei Kanter naus in der Balkenkammer un raunzet menn Weiserfried ah,
daar ließ sich’s ene ganze Weil gefall’n, wie ’s ne oder ze toll wur,
do lief’n aah de Gall über un ar saht: „Harr Kanter,
iech will Sie emol wos sog’n:” „Zun alten Kanter senn Gelaam hot mei Wind aah gereicht,
un daar war laut sot!”
Dr Kanter machet sich wieder nei un soget när noch’n Fried, er sollt of senn Dienst spanne.
Un, weßterhole, zun Schlußvarsch ging wieder der Wind aus. Dr Kanter wur ball verwert.
Er fuhr wie ahgestoch’n naus zen Fried un blöket ne ah, ar tät ne Gottesdienst
stär’n un wär ene alte Schlofmütz un esu in dan Ton wetter.
Dr Fried war wie aus’n Wolken gefall’n. „Wos,” saht ar, „dr Wind
wär wieder ausgange?”
„Natürlich, Sie haben warscheinlich geschlafen!” schrier dr Kanter.
„Nu namme Se’s net ugütig,” freeget dr Fried, „Wos
hob’n Se dä vir e Lied gespielt?”
„Nun, Laß mich dein sein und bleiben’.”
„Na, do wunnert’s miech net, daß dos net gepaßt hot,” maanet dr Fried, „iech ho ,Ach bleib mit deiner Gnade´ getraaten!”
¹) Glauben (=Glaubenslied)
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