Schelm Amor im Arzgebärch
von Elga Günter, Neudorfentnommen dem
Erzgebirgischen Heimatblatt ” N° 16 von 1926.
Übern Därf’l loog feierliche Sunntigstille. Mr hatt’n Mai. De Vögela spieln ih allerfeinstes Kunzartstück auf. Bein Kallich-Bauer wars ah labhaft hargange, ab’r nei zu en Kunzartstück, sundrn dar war vor seinr Tochter Anne gestand’n un hat ihr net gerode sanft erklärt: Schlog dr dan vrmoledeitn Lobich-Karl aus’n Kopp, du heiratst ne Franz, basta.”
Un wenn dr Kallich-Bauer basta saht, war sei letzt’s Wort gesprochn un kaa Macht dr Walt kunntn je annrer Gesinning brenge.
Noch immer heilet de Anne unnr dr Haustür. Abr trotz ihrer rutgeweinten Aang’n un ihrn tiefgesenkten Köppl ka ah sie dann gefiedrtn Sängrn ball nimmr widrstieh. Un nooch dam se nu in Seifzers tief aus’n Harznsgrund rausgeta hot, gewinnt ah langsam bei ihr dr alte Übrmut de Obrhand wiedr.
Lustig dreht se sich offn Absatz im. Noch war se ne reichn Franz net sei Fraa, un noch war net aller Tog Ohmd; haßt’s de net: Ehen war’n im Himml geschlossen? Nu, un dar kunnt doch net su grausam sei un die ihre mit’n reichn Boß zesammfüng! Wu doch ihr ganz Harzl ihrn Karl, ihrn anzing, schmuckn Karl, entgengschlug; un von ihrer Lieb überwältigt, stimmt se in dos Vuglgezwitschr mit ei. De Arm’ in de Hüft’n gestemmt, wiegt se sich hie un har:
Lustig un fröhlich, Sunntig is heit, tanzn un singe macht uns viel Freid!” Un su sehr war’sche in ihre seling Gedankn vrtieft, daß se gar net markt, wie ihr Vatr an Gartnzaum harkimmt un jed’s Mienenspiel seinr waltentrücktn Tochtr beobacht, un als hättr jed’n ihrer Gedankn errotn, runzlt’r finstr de Stirn.
Aha, die plötzliche freidige Stimming galt gewiß net ne Franz, dar heit ohmd kumme wullt, im dr Anne ihr Jawort ze bittn. Natürlich hatt se wiedr dann Lobich-Karl in Sinn. Dr Zorn tritt’n in de Aang.
Na ward när, die Raup muß dir ausgetriem warn!” Sichr hattn se heit ohmd wiedr e Stelldichei vrabred’. Na dös sölltn se büßn. De Anna heirat ne Franz, un dobei basta.
Er hat drbei ganz vrgassn, daß’r einst seiner Marie halm sen Naambuhlr e Ohrfeig gaam hat, dös
dann e Stund lang’s Blut zr Nos’ rauskam. —
Wie nu dr Ohmd raa war, bewegt sich e Mannsen offs Kallich-Gütl zu. Wie dr Franz - denn ar is’s - ans Haus kimmt, schleicht ’r arscht emol leise ans Fanstr un drückt sei Gesicht an de Scheibn. Ar muß arscht de Anne emol sah. Drinne in dr Stub sitzt dr Kallich-Bauer off dr Ufnbank un blest macht’ge Büschln vun sen Pfeifl wag. Wu när de Anne blieb, se war nu när emol zr Tür nausgange.
Ach, seift’r, ich will doch liebr en Sack Flöh’ hütn, als wie esu e vrliebt’s widerspentigs Madl. Off amol sieht ’r e Gesicht an Fanstr. Vun Wut gepackt, schnellt ar in de Höh’, Do sölln doch 1000 Dunnr dreineischlong.”
Dann Lobich-Karl sei Frechheit übrstieg jede Grenz. Un de Anne kam noch immr net. Na ward när, dann vrmoledeitn Bub will’r schie itze waggrauln, daß’n Härn un Sah vrging. Schwer bepackt, schleicht ’r off’n Budn un macht leise ’s Fanstr auf. Dr Fanstrgucker tritt an dr Haustür zuppt an Kroong un Selbstbindr un streicht sich wohlgefällig sen Schnurrbart. In Kallich-Bauer sen Aange blitzt’s koboldartig auf. Geschwind ergreit’r die aane Kann Wassr un husch — saust de kalte Tusch offn Franz niedr, dar ah noch e zweete folgt. Zun Übrfluß kimmt noch’s Pfardekummit uhm runnr.
Dar untn Bedachte schüttlt sich en Aangblick, wie e Pudl, un ergreift wild de Flucht. Dr Kallich-Bauer nickt befriedigt hinnrdrei. Geschieht Dir racht, narrischer Lobich-Karl, wie kaa de dar sich unnrstieh, seinr Anne ne Kopp ze vrdrehe.” Na dar wär uschädlich gemacht für alle Zeitn.
Ganz hintn hinnrm Gartnzaum hält e
engimschlungens Paar mit grußr Müh’ e Lachsalve zerück, wie die
ne schmuckn Karl zugedachtn Begrüßungen sich übrn
reichen Franz ergießn.
E halb’s Gahr spätr gibt dr
Kallich-Bauer unnr Schimpfn un Wattrn seinr Anne un
ne Lobich-Karl ne Seeng. Abr wos wullt’r däh machn,
dos Madl war doch wie narrisch in dan dumme Boß
vrliebt, un dr Franz hat saltsamerweise nimmr im de
Anne gefreit.
— Ar kunnt de Walt nimmr vrstieh.
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