Naangbier
entnommen demKalender für Sachsen und Thüringen von 1928.
Ne Toog nooch der Körmes kimmt’s Marthel, wos unnern Gastwört sei Maadel is, mit en braune Krug aus der Haustür raus un schütt’ awos hie off dr Stroß. Mer hätt könne denken, ’s wär Kaffee, wenn’s net a wing Schaam gemacht hätt.
Gerod ging dr Nachbar Gunghans vorbei.
Wos schüttst de dä do hie off dr Stroß, Marthel?” freeget er.
Naangbier,” saht’s Marthel, wos söll mer de wetter dermiet ahfange?”
Inu schod üm dos schiene Zeig!” Wenn de wieder emol sött’s Naangbier host, do brengst de’s rüber ze mir un schüttst’s in menn Sautrog nei. Meine Sei saufen fei dos Naangbier garn.”
Racht garn” saht’s Maadel, un dodermiet machet se mit ihrn krug wieder nei.
’s dauret net lang, do war in Gasthuf Bockbierfast. Bei daar Gelaangheet gob’s aah viel Naangbier. ’n Mantig früh nimmt’s Marthel ’s braune Krügel mit ’n Naangbier, gieht nüber zun Nachbar un schütt’ dos Bier in Sautrug nei. ’s hot gar niemand awos dervu weiskriegt.
Zun Noochmittig kimmt dr Nachbar rüber zum Marthel senn Vater un macht a Gesicht wie a Leingpredigt.
Nu,” sogt der Wört, du machst doch a Gesicht, als wenn se dir Fliengschwamme in der Supp neigebrockt hätten. Wu faahlt’s dä?”
Ach, Albert,” sogt der Nachbar, iech gelaab, du mußt meine Sei schlachten.”
Gieh när, du bist net gescheit! Wos hot’s dä dermiet?” maanet der Albert.
Inu, se frassen net, se saufen net, se stinne net auf, se lieng do wie de Günger offn Ölbarg! Mer könnt denken, se wär’n tut. Iech ho se oder ahgegriffen - warm sei se noch.”
Waßte wos, Nachbar,” saht der Wört, wart noch e paar Tog. Saah erscht amol, wie’s morg’n is. Wenn’s net besser is, könne mer sche allemol schlachten.”
Der Nachbar trank en Moongbittern, un noochert machet er aham. ’s war ne net wuhl üms Herz.
’n annern Morng kimmt er wieder rüber in’ Gaststub, un er strahlt wie a Posauneengel!
Albert,” schreit er, de Sei sei aufgestanden! Die huppen in ihrn Nast rüm ’s faahlt när noch, doß se Polka tanzen. Se frassen aah a wing, oder viel Dorscht hoom se, die könne net genung ze saufen krieng!”
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