Trinkwasserversorgung in Sehma


Der Weg zu einer modernen Wasserversorgung in unserem Heimatort begann Ende des 19.Jahrhunderts.

In früheren Zeiten hatte fast jedes einzelne Haus sein eigenes Hauswasser, einen Brunnen, ein Wassserloch im Keller oder eine Pumpe vor dem Hause.

Im Jahre 1892 kaufte die Gemeinde Sehma die Wasserrechte in den sogenannten Hans-Adam-Wiesen von dem Bauern Friedrich Wilhelm Heß. Der Wasserzulauf betrug je Sekunde 3 bis 4 Liter. Das Vorhaben des Ausbaus der Quellen und des Baus eines Hochbehälters gegenüber der alten Ziegelei kam aber nicht zustande.

Wegen der ungewöhnlichen Trockenheit der Jahre 1892 und 1893 bat der Stadtrat von Buchholz mehrfach um die käufliche Ablassung von Wasser aus dem Gemeindebereich Sehma. Aus diesem Grunde beschloß der Gemeinderat von Sehma am 14. Januar 1901 den Bau einer Wasserleitung, die aus den Quellen im Gemeindewald und den Engelhardt-Wiesen gespeist werden sollte.

Bei der Beschlußfassung stimmten 8 Gemeindevertreter dagegen. Der damalige Gemeindevorstand Emil Feller gab durch seine Entscheidung den Ausschlag für den Bau. Er kostete 85 000 RM.

Am 31. August 1902 konnte unser Wasserwerk in Betrieb genommen werden. Erster Wassermeister der Gemeinde war der Klempnermeister Gustav Reinald Krauße wohnhaft in der Mittelstraße, der bis 1948 diesen Dienst versah. Um diese Zeit bestand bereits eine Wassergenossenschaft im Oberdorf, die ihr Trinkwasser gemeinsam aus dem „Richter-Raume” des Gemeindewaldes bezog.

In den Jahren 1920 bis 1923 ging man daran, das im Jahre 1892 angekaufte Wasser durch den Bau eines zweiten Hochbehälter an der Bärensteiner Straße der Versorgung zuzuführen.
     Man vermerkte danach: „Unser Wasser ist sehr eisenhaltig und hat viel freie Kohlensäure bei sich, so daß die Leitungsrohre sehr schnell inkrustieren, wodurch das Ortswasserleitungsnetz in dem jetzigen Zustand Mängel aufweist ...”

1927 errichtete die Fa. Friedrich Küttner zwei Hochbehälter auf der Osthöhe unserer Gemeinde und machte sich damit in der Wasserversorgung selbstständig.

Im Jahre 1948 litten die hochgelegenen Ortsteile infolge großer Trockenheit unter Wasserknappheit, so daß der Gemeinderat von Sehma mit den Nachbargemeinden Cranzahl und Neudorf in Verbindung trat, um eine Wassergenossenschaft zu gründen.

Geplant war eine Quellfassung in der Staatsforstabteilung 4 im Neudorfer Staatsforst und Ableitung von Wasser aus dem Stümpelbach und dem damit verbundenem Bau eines Hochbehälters und der Auswechslung von Verbindungsleitungen.

Im Frühjahr 1949 kamen jedoch gesetzliche Bestimmungen über die Bildung von Komunalen Wirtschaftsunternehmen (KWU), u.a. auch Wasserwerken. Alle Bauvorhaben mußten dem neu entstandenen Wasserverband des Landkreises Annaberg, dem auch Sehma beitreten sollte, zur Begutachtung vorgelegt werden.
Der Entscheid lautete: Die vorgesehene Wassergenossenschaft darf nicht gegründet werden.

Die Gemeindevertretung von Sehma beschloß allerdings, zunächst nicht dem Wasserverband des Landkreises beizutreten, sondern mit allen Mitteln auf örtlicher Basis zusätzlich für die Einwohnerschaft Wasser zu beschaffen. Am 05. Mai 1949 wurde der Beschluß gefaßt, sämtliche Tonrohre innerhalb der Quellfassung bei dem oberen Wasser zu erneuern und für das untere Wasser noch drei neue Quellen der Leitung zuzuführen.

Unter den schwierigen Bedingungen der Nachkriegszeit wurden 500 m 20ger Tonrohre beschafft. Leider ist auch zu vermelden,daß in einer Nacht 41 Tonrohre mutwillig zerschlagen wurden.

Die Einwohnerschaft wurde aufgerufen, in freiwilligen Einsätzen einen Großteil der Arbeiten auszuführen. Da die Resonanz trotz dreimaligen Aufrufs äußerst gering blieb, war der Gemeinderat gezwungen, von der Ortssatzung über die ehrenamtliche Tätigkeit der Einwohner Gebrauch zu machen. So wurden allwöchentlich 200 Personen schriftlich bestellt, von denen etwa 80 Personen dann anwesend waren.

Besonders schwierig erwiesen sich die Arbeiten an der Erschließung der neuen Quellen an der ehemaligen Ziegelei. Die Gräben mußten bis zu 3 m tief ausgegraben werden und füllten sich häufig mit Wasser. Insgesamt waren 695 Personen, davon 34 Frauen, mit 6068 Arbeitsstunden beschäftigt. Der damalige Wasserbedarf pro Tag wurde mit 277 cbm angegeben. 500 cbm täglich soll aber schon die untere Quellfassung geliefert haben.

In den folgenden Jahren ging es weniger um die Erschließung neuer Wasserreserven, sondern um Reparaturarbeiten aus dem z.T. 50 Jahre alten Rohrleitungsnetz.

1956 wurde unweit des Paul Gehlerschen Hauses eine Pumpstation errichtet, die sich als notwendig erwies, weil die östlichsten Häuser der unteren Siedlung, die ziemlich hoch liegen, nur mangelhaft von dem Bestehen der Wasserleitung versorgt wurden. Viele Wochen lang wurde durch Erdarbeiten in der Thälmannstraße der Verkehr behindert.

Während es in der Vergangenheit den Verantwortlichen unserer Gemeinde um die Erschließung der Trinkwasserquellen, den Bau, die Vervollkommnung bzw. die Raparatur des Rohrleitungsnetzes ging, steht heute die Aufgabe, den Einwohnern unserer Gemeinde ein für die Gesundheit unbedenkliches Trinkwasser zu liefern. Mit Hilfe von Fördermitteln (50%) konnte die Gemeinde zwei Containeranlagen im Werte von 560 000 DM anschaffen, mit denen unter anderem der ph-Wert des Trinkwassers angehoben wird und somit auch die Verwendung von Kupferrohren und verzinktem Stahl möglich bleibt.


Quellen:
• Aufzeichnungen Friedrich Mahn
• aus Sehmaer Heimatblatt 02/1993




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