VEB Garnveredlungswerk zum Leerstand

Nach der politischen Wende, dem Beitritt der „Deutschen Demokratischen Republik” zur „Bundesrepublik Deutschlands”, entstanden plötzlich andere wirtschaftliche Gegebenheiten.

Auch mußten die Besitzverhältnisse neu geregelt werden. Das sogenannte Volkseigentum, oft durch eine Zwangsenteignung entstanden, mußte rückübertragen werden, wobei die „Treuhand” eine entscheidende Rolle beim Verkauf der Liegenschaften einnahm.

Im folgenden möchte ich die Rückentwicklung des VEB Garnveredlungswerkes Sehma den Niedergang dieses Großbetriebes im einzelnen darstellen.

  • Zum 01. Januar 1991 wurden folgende Werke stillgelegt:

    • - 1.3 Neudorf
    • - 1.4 Cranzahl
    • - 3.2 Crottendorf
    • - 3.3 Scheibenberg
    • - 4.1 Jöhstadt
    • - 4.2 Königswalde
    • - 5.0 Hohndorf
    • - 6.0 Markersdorf

  • 1991 Juli

    • Das Werk 3.1 Crottendorf wurde im Juli stillgelegt und die Produktion ins Werk 1 Sehma verlagert.
    • Das Werk 1.2 Sehma wurde im Juli geschlossen und die Produktion ins Werk 1 Sehma verlagert.
    • Die Seiden- und Garnveredlung Sehma wurde am 02. November als GmbH beim Amtsgericht Chemnitz mit HR 1275 registriert

  • 1993

    • von der Seiden- und Garnveredlungs GmbH wurde am 28. Dezember der Betriebsteil Tannenberg, sowie die im Geschäftsbetrieb aller Betriebsteile genutzten Maschinen, maschinellen Anlagen, Betriebsvorrichtungen, Betriebs- und Geschäftsaustattungen und sonstige Wirtschaftsgüter an Herrn Werner Kordel verkauft.

  • 1994

    • Der Kaufvertrag mit Herrn Kordel wurde am 26. September rechtswirksam.
    • Bei der Seiden- und Garnveredlung GmbH wurde am 01.Oktober die Liquidation eröffnet.
    • Als Liquidator wurde Herr Rechtsanwalt Meinrad Bachmann bestellt.

  • 1995

    • Zum 01.Januar befanden sich noch die folgenden Betriebsteile im Besitz der Seiden- und Garnveredlung GmbH i. L. :

      • Werk 1   Sehma mit 11 Flurstücken
      • Werk 1.2 Sehma mit  1 Flurstück
      • Werk 1.4 Cranzahl mit 1 Flurstücken und Rückübertragungsanspruch
      • Crottendorf mit 2 Flurstücken und Rückübertragungsanspruch
      • Jöhstadt mit 7 Flurstücken

  • Folgende Betriebsteile wurden verkauft :

    • Werk 1.3 Neudorf, am 02.Februar 1993
    • Werk 4.2 Königswalde, am 25.August 1993
    • Werk 3.3 Scheibenberg, am 17.September 1993
    • ehem. Schubertgut, am 21.Februar 1992
    • Wohnhaus Anton-Günther-Str., am 12.12./27.12.1994
    • Ferienobjekt Töpchin, 15.Juli 1992
    • Bungalow Geyer, am 26.November 1991
    • Lagerplatz Sehma, am 22.Februar 1993
    • ehem. Schlosserei Sehma, am 31.August 1994
    • ehem. KfZ-Werkstatt Sehma, am 31.August 1994
    • Garagengrundstücke Neudorf, am 25.11./04.12.1992
    • Teilgrundstück Crottendorf, am 02.Oktober 1991
    • Wohnhäuser Tannenberg, am 04.März 1993
  • Folgende Betriebsteile wurden reprivatisiert :

    • Pförtnerhaus Sehma, am 27.Juni 1994
    • Werk 5 Hohndorf, am 14.August 1992
    • Werk 6 Markersdorf, am 25.August 1992
    • Werk 3.1 Crottendorf, am 22.03/02.12.1993
    • Werk 3.2 Crottendorf, am 04.Oktober 1993
    • Flurstücke Crottendorf, am 15.April 1993

Hiermit endet eine weitere Epoche der Industriegeschichte in den Werkshallen der ehemaligen Küttner-Fabrik, dem Stammwerk der „Friedrich Küttner AG”, in dem seit den 1920er Jahre stets die Produktveredelung stattfand.

Nach einem Leerstand von 7 Jahren, dem sichtbar eintretenden Verfall der wuchtigen Gebäude, der bangen Ahnung vieler älterer Sehmaer, den Untergang eines seit 1820 Sehma prägendes Werk miterleben zu müssen, die Angst vieler Bürger eine nicht zu rettende Ruine über Jahre mitten im Ort zu haben, diese Angst wurde zum Glück nicht war.

Im Jahre 2000 kaufte die aufstrebende Firma „Unger Elektro-Anlagenbau GmbH” das Areal von der Treuhand, sanierte es schrittweise und baute vieles um, wie im Bilder-Beitrag „Küttners Fabrik ⇒ Umbau zu Fa. Unger” zu verfolgen ist.

Quelle :
- Aufzeichnungen Dipl.-Ing. H. Rönspieß

pks April 2017



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