Aus der Erbgerichtsschmiede kommend zur

„Langer-Schmiede“

(Chronik-Artikel in deutscher Schrift, abgeschrieben für die Gemeinde vom Chronist Kurt Riegel)

Kurt Riegel
Bäckermeister u. Vors. der Bäckerinnung,
Vors. des Krippen- und Schnitzvereins.
Vors. der Freiwilligen Feuerwehr,
und Chronist.

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Ja das Geld langte sogar dazu, daß er 1851 in der heutigen Karlsbader Straße Nr.28 ein eigenes Haus errichtete und darin eine Huf- und Waffenschmiede eröffnete. Es war ihm bei all seine Arbeit auch möglich den Feldbesitz zu vergrößern. So kaufte er 1853 dem Handarbeiter Christian Heinrich Hänel ein Feldgrundstück 1 Acker 210 Quadratruten enthaltend, für 270 Taler ab (Parzelle Nr. 582 des Sehmaer Ortsflurbuches).

Im Sommer stand unser Gotthold Langer schon früh um 3 Uhr auf. Da hörte man ihn laut beten in seiner Kammer. Dann gings die Treppe auf und ab, um Heu und anderes Viehfutter zuzutragen, dabei sang er sein Morgenied: „Mein Gott nun ist es wieder Morgen, die Nacht vollendet seinen Lauf-!“. Dann verschwand er aufs Feld. Wenn er wiederkam hatte das Rickel die „Supp und Raachermaad“ fertig. Dann erst ging es an die Arbeit in der Schmiede.

Gotthold Langer war ein frommer Mann. Infolge seiner mit zunehmenden Alter auch zunehmenden Schwerhörigkeit, war er nicht im Stande allsonntäglich die Predigt zu hören. Deshalb hielt er viel darauf, daß wenigstens immer eins aus der Familie in der Kirche war, welches ihm dann berichten konnte.

Er laß auch gern und viel in Büchern und gehörte mit zu denen die damals das Annaberger Wochenblatt lasen. Daneben war er ein großer „Taubengokel“. Manchen Preis hat er sich bei Zuchtausstellungen geholt. Und auch darin war er ein echter Erzgebirger, daß er Sonntags zu einem billigen Skat das Erbgericht aufsuchte.

1882   feierte er mit seinem Rickel noch das schöne Fest der Goldenen Hochzeit. Zwei Jahre danach wurde sie ihm entrissen, hingerafft durch die „schwarzen Blattern“. Mit dem goldenen Brautkranz und ihrem „Schwarzseidenen“ bettete man sie in die heimische Erde. So fand sie nach 25 Jahren, als das Grab wieder belegt wurde, ihr Enkel wieder.

Gotthold überlebte seine Gattin noch um 11 Jahre. Fast taub und blind geworden, kam er durch einen schweren Unfall ums Leben. Infolge seiner schwachen Sehkraft stürzte er die Treppe seines Hauses herab, wodurch er am 11.04.1894 den Tod erlitt. Die Schmiede übernahm etwa 1870 sein Sohn Karl Anton Langer. Er ist der Vater von Emil Langer, dem wiederholt erwähnten Kriegsblinden des 1.Weltkrieges, der außerdem ein Bein im Kriege verloren hatte.

Heute ist die Langer-Schmiede im Besitz der Familie Schmiedel. Zunächst übernahm sie Christian Hermann Schmiedel, ein geborener Buchholzer, der aber auch von der Erbgerichtsschmiede herkam. Nach ihm war es sein Sohn , der 1880 geborene Schmiedemeister Ernst Paul Schmiedel, der seinen Beruf mit Tatkraft nachging. Er starb im Alter von 77 Jahren 1957. In seinen letzten Jahren wurde die Schmiede in Erbengemeinschaft aufrecht erhalten, bis sie nach seinem Tode sein 2.Sohn Rudi Heinz Schmiedel übernahm und heute noch in Betrieb ist. Zur Schmiede kam seit den 1930er Jahren eine Tankstelle.

pks - wörtliche Übernahme Kurt Riegels Abschrift

Im Jahre 1995 wurde der Tankstellenbetrieb aufgegeben und kurz darauf endete auch der Schmiedebetrieb.

pks